Im Angesicht des Todes – Zum Holocaust-Gedenktag

Am Montag, 29. Januar 2018 besuchte Herr Faltin, Redakteur bei der Stuttgarter Zeitung und Sachbuchautor, das IKG im Rahmen des Holocaust-Gedenktages. Er berichtete den vier neunten Klassen über die Konzentrationslager, vor allem über das KZ-Außenlager in Echterdingen. Man kann es nicht glauben, aber es gab ca. 1400 KZs im Deutschen Reich, z. T. Arbeitslager, z. T. Vernichtungslager. In Echterdingen war es ein Arbeitslager. Dorthin kamen am 20. November 1944 600 jüdische Männer aus Auschwitz.

Die 600 Häftlinge wurden in Echterdingen in einem Hangar festgehalten, welcher ein heutiger Teil des Flughafens ist. Im Hangar herrschten unmenschliche Verhältnisse, da es dort bis zu minus 27 °C hatte, denn die Heizung war beschädigt, wurde aber nie repariert. Die Männer arbeiteten in Steinbrüchen, um die kaputte Flugbahn für den Start der Kampfflugzeuge zu reparieren. Ein Mensch, der schwere Arbeit verrichtet, bräuchte 4500 Kalorien pro Tag, jedoch bekamen die Männer im Steinbruch nur etwa 800 – 1000 Kalorien und waren daher massiv unterernährt und kaum bei Kräften. Dazu muss man bedenken, dass es Winter war und eisige Temperaturen herrschten. Viele Häftlinge starben also an Erschöpfung, 60 von ihnen wurden im Bernhäuser Wald in zwei Massengräbern beerdigt. Im September 2005 fand man 35 Skelette in dem US-amerikanischen Teil des Flughafens bei Bauarbeiten. Da nach jüdischem Glauben ein Leichnam nicht umgebettet werden darf, wurden sie dort nach ihrer Identifizierung erneut beerdigt, diesmal in einem offiziellen Grab. Anlässlich dieser Beerdigung wurden Angehörige ausfindig gemacht und nach Leinfelden-Echterdingen eingeladen; mit vielen von ihnen führte Herr Faltin damals Gespräche.

Nach 2 Monaten musste das KZ am 20. Januar wegen einer Typhusepidemie geschlossen werden. 119 Männer starben an dieser Krankheit, 100 weitere Männer hatten sich angesteckt und kamen nach Bergen-Belsen. Dies galt als das schlimmste KZ gegen Kriegsende, da die Soldaten weggelaufen und die Gefangenen ohne Versorgung eingesperrt waren. Weitere 320 Männer aus dem KZ Echterdingen waren noch arbeitsfähig und wurden deshalb in das KZ Ohrdurf bei Thüringen verlegt. Dort sollten Sie ein unterirdisches Hauptquartier für Adolf Hitler bauen, welches jedoch niemals fertig wurde. Kaum einer überlebte diesen mörderischen Arbeitseinsatz.

Besonders wichtig war es Herrn Faltin, zu betonen, dass man auch in der NS-Zeit eine Wahl hatte. So wurden z. B. Soldaten, die sich weigerten, an Massenerschießungen teilzunehmen, nicht bestraft, sondern bekamen einfach eine andere Aufgabe. Und was das KZ Leinfelden betrifft: Die Wirtin des Gasthauses, an dem jeden Tag das Arbeitskommando der KZ-Häftlinge vorbeimarschierte, ließ diesen immer etwas zu essen zukommen. So kann man sehen, dass man auch damals eine Möglichkeit hatte, seine Mitmenschen zu schützen.

Insgesamt war es ein sehr interessanter Vortrag von Herrn Faltin, der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Wir haben wirklich sehr viele Sachen erfahren und konnten uns selbst ein Bild von der Zeit machen.

Sophie H. und Kathi K.