Ein Abend im Zauberwald

Shakespeares „Sommernachtstraum“ ist ein Klassiker auf Schulbühnen; ich erinnere mich, ihn damals an meiner eigenen Schule bei einer Aufführung der dortigen Theater-AG gesehen zu haben. Kein Zweifel: Das Stück hat Witz und Tempo, ist quasi ein Selbstläufer. Doch kann man ihm auch noch etwas Neues abgewinnen, kann eine Schulaufführung hier noch eigene Akzente setzen? Sie kann!

Die Theater-AG des Immanuel-Kant-Gymnasiums brachte in der vergangenen Woche das Stück auf die Bühne und gestaltete konsequent zwei Schwerpunkte aus: die Zauberwelt der Liebe und den Krieg eifersüchtiger bzw. unglücklich Liebender.

 

 

So wurde – sicher auch aufgrund des Mitgliederkreises der Theater-AG – aus Titania und Oberon: Titania und Oberonia, womit zwei gänzlich gegensätzliche Frauentypen auf die Bühne kamen, die nicht nur in ihrer Kostümierung und Farbigkeit, sondern auch ihrem Temperament ganz konträr waren- und doch einander brauchten.

Und aus dem eigentlich glücklichen Königspaar, das – typisch Shakespeare – weihe- und würdevoll über allem thront und souverän alles zu einem guten Ende führt, wurde ein Königspaar, bei dem man sich nicht ganz sicher war, ob Theseus wirklich Hippolyta nicht nur „mit dem Schwert, sondern auch ihr Herz erobert hatte“, wie er es selbst formulierte. Die von der Selbstgewissheit und Selbstgerechtigkeit des Königs sichtbar genervte „glückliche Gattin“ schien das durchaus anders zu sehen.

Und aus der „schönen Helena“ wurde ein „hässliches Entlein“, das dann allerdings – dank der Zauberkraft von Amors Pfeil – doch zu einem prachtvollen Schwan wurde.

 

 

 

 

 

Die Liebe ist eben zauberhaft – oder doch ein Wahn? Der Zauberwald, in dessen grünlichem Licht die Elfen tanzten und in dem Puck wie Gollum agierte, jedenfalls entführte zusammen mit der Musik, die oft auf die Phantasiewelt vom „Herrn der Ringe“ verwies – Fantasy eben! – , und dem Lichtspiel der Technik-AG die Zuschauer in eine Zauberwelt, aus der man sich kaum trennen mochte.

Daneben kam natürlich auch der Humor und der Witz des Stückes nicht zu kurz: Die Handwerker-Szenen oder die Hahnenkämpfe von Lysander und Demetrius einmal um Hermia, dann um Helena wurden mit einer Verve gespielt, die ganze Lachsalven hervorrief. Und der zum Esel gewordene Handwerker-Dummkopf, in den sich Titania unsterblich verliebt, war einfach göttlich.  

               

Zweimal volles Haus und langanhaltender Applaus zeigten, dass das Publikum gerne noch mehr gesehen bzw. noch länger geblieben wäre. Es war eben einfach eine grandiose Aufführung. Danke!

E. Severidt