Schon einige Ausflüge und Austausche hatten die meisten der Schüler der Kursstufe eins und zwei schon mitgemacht, als wir Ende September zu einer ganz besonderen Reise aufbrachen: Sankt Petersburg, das Venedig des Nordens, zweitgrößte Stadt des riesigen Reiches Russlands und im zweiten Weltkrieg so hart umkämpft, sollte unser Ziel sein. Früh morgens flogen wir los. Mit einem kurzen Zwischenstopp in Frankfurt erreichten wir gegen Mittag endlich die Millionenstadt. Die eine Hälfte wurde von ihren Gastschülern abgeholt, die andere Hälfte sollte die nächsten 9 Tage mit Frau Auch in einem kleinen Hostel in der Stadt wohnen. Noch am ersten Abend trafen sich die meisten am Winterpalast, dem kulturellen Zentrum der Stadt. In das Museum gingen wir zwar erst einige Tage später, aber schon der erste Eindruck von außen zeigte uns einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns die nächsten Tage erwarten sollte: das wunderschöne Märchenschloss zog vor allem uns Mädchen mit dem goldenen Türmchen, der himmelblauen Farbe und den unglaublich aufwendigen Stuckverzierungen sofort in den Bann.
Gleich am nächsten Tag besuchten wir die älteste Stadt Russlands: die Festung Nowgorod mit ihren unzähligen Kirchen und mindestens genauso vielen mystischen und verrückten Geschichten aus über 1100 Jahren Stadtgeschichte. Gefolgt vom Familientag (die meisten besuchten zum Beispiel den überaus prachtvollen Kreml, vor dem man sich mit seinen verspielten Türmen wie in einem der Tausendundeine Nacht Märchen fühlte) und einer Stadtrundfahrt. Bei dieser bekamen wir bestätigt, was sich vom Dach der Isaaks-Kathedrale bereits angedeutet hatte: die Stadt gleicht mit ihren vielen goldenen Kuppeln und Türmen und den ungezählten alten Gebäuden wirklich einer Stadt aus einem Disneyfilm. Sehr beeindruckend waren natürlich auch die Gefängnisinsel, das interaktive Kunstmuseum „EARTA“ und all die anderen Dinge die uns die russischen Gastgeber stolz in ihrer Stadt zeigten.
Bald lernten wir zwar, dass es auch durchaus Bezirke in der Stadt gab die nicht ganz so märchenhaft waren wie die Innenstadt, aber als wir zum Schluss die Ermitage von innen und den Peter-Hof besuchten bekamen wir unsere Münder kaum mehr zu vor Staunen. Zwar gibt es kaum Worte für die Pracht, die man dort zu sehen bekommt, aber wenn man sich vorstellt, wie das Schloss Ludwigsburg gefüllt mit 1000 Räumen voller Gold, Mosaiken, Intarsien-verzierte Böden und Türen, und den schönsten Kronleuchtern aussehen würde, dann hat man noch immer kein annähernd so schönes Bild vor sich, wie das, das sich einem bietet, wenn man durch die Gänge der Ermitage geht. Oder besser gesagt schreitet, denn tatsächlich scheint all das Königliche ein wenig auf jeden abzufärben, der diese Säle betritt. Beim Peter-Hof muss man sich dann noch darum herum 100 Hektar feinsten angelegten Garten dazu vorstellen, der nach dem Vorbild Versailles entstanden ist, und demnach mussten sich die Menschen hier auch fast wie in Gottes Reich auf Erden gefühlt haben. Kein Wunder also, dass die Deutschen so erbittert im zweiten Weltkrieg darum gekämpft haben.
Zum Glück machten sich die Petersburger gleich nach Kriegsende daran, ihre wunderschöne Stadt wieder so gut wie möglich aufzubauen. Ja wirklich, als wir am Samstag leider wieder abreisen mussten, waren wir uns nicht nur darüber einig, dass wir selten so viel in 9 Tagen gelacht hatten, nein auch, dass es wohl auf dieser Erde kaum eine Stadt gibt, die Petersburg in ihrer atemberaubenden Schönheit auch nur in Ansätzen gleich kommt. Trotz all der sozialen Probleme, die es durchaus gibt, und die auch definitiv sichtbar sind: die Petersburger sind zurecht unendlich stolz auf ihre Stadt. (Luisa Eckert, Kurstufe 2)