Die Schülerinnen des Neigungskurses Kunst 12 hatten sich diese Frage gestellt, nachdem sie in den letzten Monaten unter dem Titel – Warum male ich? – verstärkt an einem 1,0 auf 0,8 Meter großen Stillleben mit Acryl- oder Gouachefarben gemalt hatten. Mit Freude konnten sie dann zu dieser Frage an einem Montagnachmittag Anfang Februar den Maler und Tänzer Faustino Blanco in eine Kunst-Doppelstunde einladen. Er brachte sieben seiner derzeitig jüngsten Gemälde mit.
Nicht nur die Schülerinnen fragten ihn mit schüchterner Neugierde nach seinen Inspirationen, dem Ablauf seiner Arbeitsprozesse und nach der gängigen Präsentationsform seiner Arbeiten. Auch Faustino Blanco widmete sich den Bildern und dazugehörigen Darlegungen der Schülerinnen, die zum Zeitpunkt des Besuches im Foyer des Immanuel-Kant-Gymnasiums ausgestellt waren.
Es zeigte sich für beide Seiten, dass ein stoisches Dranbleiben im Malprozess erforderlich ist, um zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu gelangen. Inspirationen sind dabei oft alltägliche Ereignisse im persönlichen und kulturellen Umfeld, die einen so stark angehen, dass sie als Gegenüber ins Bild gebannt werden müssen. Haben sie sich einmal auf dem Bildträger festgesetzt, bleibt ein Hadern jedoch nicht aus. Das versichert auch Faustino Blanco: Sobald ich es einem anderen vorstelle, zeigt sich, ob er es auch zu einer Quelle seiner Alltagsbewältigung werden lassen kann.
Künstlerwerke
Von links nach rechts anbei: Landschaft, Muttershände, Nach dem Erdbeben, Selbstporträt (Öl auf Hartfaserplatte, 80 auf 60 cm)
https://www.facebook.com/faustino.blanco
C. Gienger
Nachfolgend die Arbeiten der Schülerinnen:
Verloren in der modernen Welt
In diesem Gemälde verbildlichen sich Wünsche in Boxen. Wünsche können negativ und positiv sein. Dies ist in der dargestellten Polarität zu erkennen.
Menschen mit Depressionen ziehen sich oft komplett zurück und isolieren sich von der Gesellschaft. Doch manchmal gibt es einen Moment, in denen sie sich öffnen und die Mauer, die sie sich zwischen sich und der Gesellschaft gezogen haben, zerbricht langsam. Diese Depression und das Zerbrechen werden durch den düsteren zerbrochenen Glaskasten verdeutlicht. Im Gegenpol dazu steht der strahlende Himmel, welcher hoffnungsvoll und ermutigend wirkt.
Das Bild stellt zum einen das Hoch, die Euphorie und das Impulsive, zum anderen die emotionale Leere, die Depression, also den Tiefpunkt dar. Dieser Zustand von emotionalen Chaos ist geprägt von Selbsthass, Abgrenzung seiner selbst und Ablehnung von Hilfestellungen. Jedoch wird im Bild angedeutet, dass es auch eine Lebensweise gibt, die von Zwischentönen geprägt ist, welche aber unvertraut scheint.
Das Stillleben zeigt einen einsamen Tisch in einem Wald mit verschiedenen Gegenständen. Er strömt eine gewisse Nostalgie und Sehnsucht aus.
Das Stillleben zeigt den Versuch, den Schmerz eines gebrochenen Herzens zu kompensieren. Die betroffene Person will das Geschehene vergessen und sich ablenken. Zum anderen Teil versucht sie ihre Gefühle durch die Äußerung von Aggression zu überschatten.
Hierbei liegt die Inspiration in der Zeit. Das Stillleben spiegelt sowohl die drei Zeitabschnitte Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, als auch das Verlorene und Vergessene wider.