Studienfahrt 2018 – Alpenüberquerung in einer Woche

13 „Kinder“, ein Referendar und Herr Alber machten sich auf den Weg, um in nur einer Woche die Alpen von Oberstdorf nach Meran zu überqueren. Klingt wie der Anfang eines schlechten Witzes, ist aber der Anfang einer unvergesslichen und großartigen Studienfahrt und Erfahrung. Alles fing an einem schönen Sonntagmorgen an  und ging weiter von Etappe zu Etappe, eine herausfordernder und belohnender als die andere, bis wir letztendlich am Freitag in Meran ankamen und schließlich glücklich und zufrieden am Samstagabend wieder in Stuttgart eintrafen. Jeder Tag barg neue Herausforderungen, welche unsere eingeschworene Truppe heldenhaft und entschlossen meisterte.

Wir bekamen einen unvergesslichen Eindruck der alpinen Landschaft, der unerschütterlichen Kondition unseres Bergführers, Herr Alber, und davon, was es bedeutet, seinen inneren Schweinehund zu bezwingen, seine persönlichen Grenzen zu überwinden und über sich hinauszuwachsen. Mit dem richtigen Ziel vor Augen – meist eine warme Dusche oder Kaiserschmarrn (ABER OHNE ROSINEN!) – konnten wir mit unserem Bergführer mithalten und die körperlichen und teils psychischen Anstrengungen überwinden. Die wertvollste Erfahrung war jedoch, was wir selbst alles erreichen konnten, auch wenn die Anstrengungen unüberwindbar schienen: zum Beispiel über zehn Stunden am Stück zu wandern oder eine 200m lange und 100m hohe Hängebrücke zu überqueren. Des Weiteren lernten wir uns morgens zu beeilen und unser Frühstück innerhalb von 30 Sekunden zu verputzen, um so früh wie möglich loszugehen, und nicht immer das zu glauben, was einem erzählt wird. Wir erfuhren viel über die Alpenwelt und die Alpengegend, unter anderem, dass die Larcher Alm einem entfernten Verwandten von Herrn Lörcher gehört. Jeder Tag war einzigartig und etwas ganz Besonderes, wie in den folgenden Tagesberichten zu lesen ist. Alles in allem war es eine unvergessliche, großartige und erfüllende Erfahrung für uns, einfach ein Abenteuer fürs Leben! Ein solches Erlebnis ist nur weiterzuempfehlen für all diejenigen, die bereit sind etwas zu leisten und ihre eigenen Grenzen zu überwinden, um eine einzigartige Erfahrung fürs Leben zu erhalten!

Tag 1

Während unsere Stufenkameraden am Sonntagmorgen noch den Kater vom Vorabend auskurierten, fiel für uns Alpenamigos der Startschuss für die Studienfahrt um 7:45 Uhr am Hauptbahnhof Stuttgart. Von da ging es zuerst nach Ulm, wo die ersten schon (mangels Motivation?) im Zug sitzen bleiben wollten, statt wie geplant umzusteigen. Nach dem ersten Ausrutscher kamen wir aber doch alle heil in Oberstdorf an. Weiter ging es mit dem Bus zum Café Spielmannsau, wo unser „before“-Gruppenbild aufgrund unzureichender technischer Versiertheit manch eines Wanderers in die Hose ging beziehungsweise nicht zustande kam. Nach 30-minütigem Aufwärmprogramm erhöhten wir das Tempo deutlich; sogleich wurde auch die erste Wandergruppe überholt. Die erste Pause genossen wir mit einem höchst informativen Vortrag über Skispringen der Tagesexperten Nina und Amelie. Weiter ging es nun mit einem deftigen Anstieg ins Sperrbachtobel, wo wir die 1050Hm über Stock und Stein sicher erklommen. Bei strahlendem Sonnenschein erblickten wir Wasserfälle, meterdicke Eisschollen und gegen Ende auch alpine Kühe. Als wir gehen 17 Uhr erleichtert auf der Kemptner Hütte (1846m NN) ankamen und uns mit einer heißen Dusche belohnen wollten, wurden wir erstmal bitter enttäuscht: Warmes Wasser – Fehlanzeige, denn die Reserven waren schon aufgebraucht… Trotz eines etwas kleinerem Abendessen wurde der Abend dank des herausragenden Abendprogramms ein vollmundiger Genuss. Team Alber-Kings wurde trotz diverser Betrugsversuche erfolgreich geschlagen. Mit diesem klaren Sieg konnten wir in den Schlafplätzen des Matratzenlagers zufrieden in mehr oder weniger süße Träume sinken – solange man die Ohropax nicht zuhause vergessen hatte.

Tag 2

Nach einer kurzen, von Körpergerüchen betonten Nacht (20 Personen in einem Zimmer) mussten wir uns um 5:30 Uhr aus dem Bett quälen. Um 6 Uhr frühstückten wir noch im Halbschlaf, um uns auf den anstrengenden Tag vorzubereiten. Von der Kemptner Hütte aus ging es über die Deutsch-Österreichische Grenze nach Holzgau. Der Weg führte uns über eine sehr wackelige, für manche sogar schwindelerregende Hängebrücke.

In Holzgau angekommen besorgten wir uns – nach einem kräftezehrenden Abstieg schon wieder hungrig – unser Mittagessen. Zur Auswahl standen alle möglichen Leckereien: von Fleischkäse über Gemüse bis hin zu Schokolade war alles dabei. Nach der kleinen Abkürzung durchs Tal mit dem Bus stieß ein einsamer Wanderer, Fabi, zu uns, der uns bis zum Württemberger Haus begleitete. Nach dem Mittagessen ging der Spaß erst richtig los… es folgte ein brutaler Aufstieg in der Hitze, während nur die eiskalten Gebirgsbäche uns am Leben hielten. Der Anstieg gipfelte in einen Klettersteig der nicht allen Spaß machte, den aber trotzdem alle meisterten. Belohnt wurden wir mit einem atemberaubenden Bergpanorama, Steinböcken und eiskaltem Wind. Doch das Tageshighlight bot sich uns am höchstem Punkt der Tagestour, wo wir mitten im Juli eine Schneeballschlacht machten und eine gemeinsame Rutschpartie durch ein Schneefeld am Gipfel veranstalteten. Nach dem Schneespaß folgte dann der ermüdende Abstieg zum Württemberger Haus. Dort angekommen mussten wir uns mit einem Gebirgsbach als Dusche vergnügen, was nur wenige in Anspruch nahmen. Für diese harte Tour wurden wir mit einem riesigen Abendessen belohnt, das die Tortellini-Portiönchen vom Vortag um Welten übertraf. Schließlich schliefen wir alle nach einem überragend erlebnisreichen Tag und einer Gutenachtgeschichte von der beruhigenden Stimme von Referendar Ben Kings erschöpft und müde ein.

Tag 3

Der Tag startete mit einem gewohnt schnellen Frühstück um 6:30 Uhr, wobei natürlich nur die wenigsten dafür schon bereit waren. Nachdem wir alle mehr oder minder gestärkt waren, ging es um 7:00 Uhr los auf eine Abstiegstour. Dies bedeutete knappe 1500 in die Länge gezogenen Höhenmeter mit einigen Gegenanstiegen bergab in Richtung Zams. Nachdem wir gegen 13 Uhr im Tal ankamen, war uns allen klar, dass wir, um Energie für die weiteren Tage zu sparen, den Service einer Gondelbahn nutzen sollten, welche gegen 17 Uhr abfuhr. Da der Tag noch lange nicht vorbei war, entschieden wir uns kurzerhand, ein Vesper einzukaufen und dieses in das Landecker Freibad mitzunehmen, welches rund 3km von unserem Abstiegsort entfernt lag. Dort verbrachten wir die restliche Zeit bis 15:30 Uhr mit vespern, schwimmen, sehr spannenden Schachpartien gegen unsere Begleitlehrer, einem Vortrag über die berühmte Enzianpflanze und der ersten warmen Dusche unserer Reise bis dahin. Daraufhin machten wir uns auf den Weg zur Talstation der Gondel, welcher durch einige Umwege rund eine Stunde und knappe 5km durch ganz Zams führte. Mit unserer Gondel brauchten wir anstatt 2 Stunden für den Aufstieg nur 15 Minuten. Die Langeweile auf dem Weg vertrieben wir uns mit der sogenannten Wanderbanane, auf die wir hier aber nicht weiter eingehen möchten. Auf der Skihütte erwartete uns ein angenehmes Bettenlager, ein Käsespätzle-Buffet und einen kostenlosen Wäscheservice. Nach dem Essen ließen wir den Abend mit dem Halbfinalspiel der WM und einigen Karten- und Schachpartien ausklingen.

Tag 4

Von der Skihütte Zams starteten wir im Morgengrauen, wie gewohnt eine Stunde vor allen anderen Wanderern im Alpenraum, zur Spitze des Krahbergs. Von dort aus ging es über den Venet-Panoramaweg zur Goglesalm und zur Larcher Alm, wo wir bei Herr Lörchers Tante eine Pause einlegten. Von dort an sprinteten wir ins Tal, da wir den Anschlussbus nicht verpassen durften. In Eile kauften wir noch vor der Abfahrt des Busses ein Vesper ein.  In einer einstündigen Busfahrt durchquerten wir das Pitztal. Nun stand der finale Aufstieg zur Braunschweiger Hütte bevor, welcher der wohl kräftezehrendste Anstieg der ganzen Alpenüberquerung war. Nach kurzer Zeit erreichten wir einen großen Wasserfall, an dem wir rasteten. Im Anschluss hielten Lukas und David ein Referat über Hannibals Alpenüberquerung. Von hier an wurde der Berg noch steiler und der Anstieg noch anstrengender. Deshalb legten wir eine weitere Pause ein und Simon und Rafael hielten ihr Referat über den 1. Weltkrieg in den Alpen. Eine sich anbahnende Unterzuckerung konnte Rafael mit 12 !! verdrückten Snickers innerhalb einer halben Stunde verhindern und so kamen wir alle wohlbehalten am Abend an und genossen den Komfort dieser modernen Hütte in vollen Zügen. Der Abend war für uns und besonders für Nina etwas ganz Besonderes, da wir auf der Braunschweiger Hütte von ihren Großeltern per Brief und sehr großzügiger Spende den ganzen Abend eingeladen wurden. Nach einem guten Essen ließen wir den Tag mit „Werwolf“ ausklingen.

Tag 5

Nachdem wir aus dem wohlverdienten Schlaf erneut schon um 5:30 Uhr gerissen wurden, gönnten wir uns ein feines Frühstück auf der Braunschweiger-Hütte (2790m), um die Glykogenspeicher wieder aufzufüllen. Mit Schulterschmerzen, Knieschmerzen und Muskelkater starteten wir den Tag mit einem intensiven Anstieg auf solide 3000m (Rettenbachjoch), womit wir den höchsten Punkt unserer Tour erreichten. Wichtig zu erwähnen ist zudem noch, dass Herr Alber der letzte war, der die Hütte verließ; wir konnten uns das Grinsen nicht verkneifen. Bei schönstem Wetter auf dem Gletscher konnten wir zur Belohnung einen Profiskifahrer bei seinem Training beobachten. Nach einem rutschigen Abstieg im Schnee, gelangten wir an eine Liftstation.

Den bereits aus der Vitrine genommen Apfelstrudel, auf den sich Höfi und Can so gefreut hatten, mussten sie wieder zurücklegen, da der angekündigte Bus früher als geplant kam. Der völlig verdatterte Gesichtsausdruck der beiden war ein Bild für Götter. Es folgte eine kurze Busfahrt, die uns zum nächsten Abstieg von ca. 1200m führte.

Nachdem eine Runde Ibuprofen an die Verletzten ausgegeben wurde, konnten auch diese das Panorama, welches stark an Herr der Ringe erinnerte, genießen. Herr Alber absolvierte ein intensives Höhentraining, indem er mit zwei Rucksäcken ins Tal spurtete. In Vent angekommen kehrten wir ein, um unseren Körper auf den bevorstehenden Anstieg zum Hochjoch-Hospiz vorzubereiten. Herr Kings und Herr Albers „wahr oder falsch“-Geschichten durften auch nicht fehlen. Beim Aufstieg stellte die Schülertruppe die „Couplerische-Theorie“ auf.

Diese handelte von einer Wette der Lehrer über das Verkuppeln von Schülern. Die gemütliche Hochjoch-Hospiz-Hütte erreichten wir schließlich auch, wo uns ein leckeres Essen erwartete. Eingeschlafen sind wir an diesem Tag mit großer Vorfreude auf Meran.

Tag 6

Wie immer begann unser Tag, viel zu früh für unseren Geschmack, um 5:30 Uhr. Nach dem traditionell sehr knapp gehaltenen Frühstück ging es los auf unsere letzte Etappe. Unser sehr erfahrener Bergführer, Herr Alber, leitete uns wie immer sicher mit Hilfe seines Assistenten, Herr Kings, durch unwegsames Gelände zu einer der berühmten Brücken von Herrn Kings Großvater. Danach ging es bergauf weiter. In der Nähe der Ötzi Fundstelle (wir konnten den alten Mann aus dem Eis fast riechen, kann sein, dass das auch nur unsere Füße waren) hielten Julius und Can einen exzellenten Vortrag über die Gründe für Alpenüberquerungen im Lauf der Geschichte und im Speziellen über Ötzi, dem Mann aus dem Eis. Danach eilten wir weiter zur Schönen Aussicht, einer äußerst luxuriösen Berghütte (sogar mit Whirlpool!). Dort leerten wir die örtlichen Apfelstrudel-Vorräte und füllten unsere Bäuche damit. Nach dieser wohlverdienten Pause ging es bergab weiter, vorbei an einigen außerordentlich neugierigen und zutraulichen Ziegen, bei genauerer Überlegung waren es mehr als einige, es waren dutzende.

Nach diesem kurzen Ziegenintermezzo führte Herr Alber uns offroad weiter zu einem kleinen Bergsee, an welchem wir kurz rasteten und die schöne Natur in den Alpen genossen. Jedoch hielt dieser kurze Moment der inneren Ruhe und der Idylle nicht lange an und wir kletterten weiter an Abhängen entlang über eine extrem steile Hängebrücke in einen kleinen Skiort. Von dort aus nahmen wir den Bus nach Meran, vorbei am türkisblauen Vernagter Stausee. Angekommen in Meran gab es ebenfalls keine lange Pause und wir gingen direkt weiter Eis essen und die Stadt erkunden. Gegen 19 Uhr fanden wir uns alle in einem kleinen Lokal ein und verspeisten wagenradgroße Pizzen. Nachdem wir, mit Ausnahme von Nina, vorzüglich gespeist hatten, fanden wir uns in unserem Hotel ein und genossen das amüsante und unterhaltsame Abendprogramm, das aus einem ausgefuchsten Quiz bestand. Dieses gewann natürlich die Gruppe Alber/Kings, anders hätte es auch gar nicht sein können, sonst hätte es am nächsten Morgen kein Frühstück gegeben.

Zufrieden und erschöpft von der Hitze machten wir uns danach allmählich einer nach dem anderen auf den Weg ins Bett, um etwas Schlaf zu finden, was uns jedoch wegen der unglaublichen Hitze schwerfiel. Alles in allem war es eine sehr angenehme und schöne letzte Etappe.

Tag 7

Nach einer heißen Nacht und einem mehr oder weniger geruhsamen Schlaf hieß es ein letztes Mal früh aufstehen und gemeinsam als Gruppe zu frühstücken. Im Anschluss daran stand die Abreise bevor. Von Meran aus fuhren wir nach Bozen, wo wir während einem fünfstündigen Aufenthalt im Museum die Funde und Überreste des legendären „Ötzi“ bestaunten und daran anknüpfend in Gruppen durch die Stadt streiften. Die lange Rückreise von Bozen über München nach Stuttgart konnte mit guter Laune, Spielen oder aber Schlafen erfolgreich überbrückt werden, sodass wir Punkt 21:47 Uhr alle wohlbehalten in Stuttgart ankamen. Ein letztes Mal stieg der Adrenalinpegel als beinahe eine Kamera im Zug vergessen worden wäre, diese konnte aber in heldenhafter Manier gerettet werden. Mit Wehmut, aber auch Erleichterung und Stolz die Alpen gemeistert zu haben, ging es schließlich für alle zurück in die Heimat.

Abschließend folgt ein Gedicht über unsere Studienfahrt:

Eine Alpenüberquerung war unser Ziel,

sodass uns ein frühes Aufsteh’n nicht schwerfiel.

Um 5 Uhr morgens hieß es: Aufwachen,

und schnell packen all‘ uns’re Sachen.

Mit viel Elan,

ging es von Oberstdorf nach Meran.

Unter unserem Motto “Loben bringt nach Oben“,

haben wir unsere Füße Schritt für Schritt gehoben.

Wir liefen über Stock und Stein,

die Welt von oben erschien uns ganz klein.

Selbst nach unzähligen Stunden,

hatten wir an uns’ren Füßen keine Wunden.

Zu Bruch gingen manch‘ Wanderstöcke,

da lachten uns aus die Steinböcke.

Fernab von jeglicher Zivilisation,

Facebook, Instagram – alles Illusion.

Wir tollten im Schnee herum,

die Steinböcke sprangen um uns rum.

Ein Murmeltier erblickten wir auch,

auf der Hütte füllten wir uns’ren Bauch.

Eine Dusche empfing uns in der freien Natur,

mit klirrend kaltem Bergwasser nur.

Mit Herrn Alber und Herrn Kings war gut spaßen,

sodass wir den Schulstress völlig vergaßen.

Trotz aller Anstrengung haben wir die Eindrücke genossen,

und dabei neue Freundschaften geschlossen.

Wundervoll waren die 8 Tage,

Berge, wir kommen wieder, keine Frage!

Die Alpenamigos