Den NWT1–Klassen soll die Erfahrung, Frankreich ganz direkt zu erleben, nicht verwehrt bleiben, auch wenn sie aufgrund des späteren Beginns des Französischunterrichts nicht am Austausch teilnehmen können. Deshalb fuhr die Klasse 9d im Oktober 2017 nach Mulhouse.Mülhausen, das „Manchester Frankreichs“, erlebte seine Blütezeit – genau wie sein englisches Pendant – in der Zeit der Industrialisierung und vor allem durch die Textilindustrie. Davon sind noch viele Spuren in der Stadt zu sehen, die wir zunächst auf eigene Faust bei einem Stadtspiel erkundeten und zwei Tage später noch einmal bei einer Stadtführung näher kennenlernen konnten. Der Stadtführer zeigte uns unter anderem die frühen Textilmanufakturen, die wir so im Stadtbild nicht erkannt hätten und machte uns auch noch einmal deutlich, welche besondere Position die Stadt im Dreieck von Frankreich, Deutschland und der Schweiz hat.
„Pardon, madame, pour aller à la Engelbourg?“
Vom schönen Wetter konnten wir bei unserem Ausflug nach Thann profitieren. Der Aufstieg war teils etwas mühsam, dafür wurden wir aber mit schönen Ausblicken auf die und von der Engelburg belohnt. Der Star der Selfies war der inzwischen aufrechtstehende Mauerring eines umgestürzten Festungsturms, auch Hexenauge genannt.
La Cité de l‘Automobile – La Collection Schlumpf
Die aus Mulhouse stammenden Brüder Hans und Fritz Schlumpf haben in der Textilindustrie so viel Geld verdient, dass sie sich ihren Traum erfüllen konnten, und der bestand aus jeder Menge Autos. Da sie diese dem französischen Staat vermacht haben, kann sich heute Jedermann ihren Schatz anschauen. Wer nun denkt, „Autos haben wir in Stuttgart nun wirklich genug“, der hat die Sammlung Schlumpf noch nicht gesehen. Es gibt eine große Bandbreite von Marken und Modellen, von den Anfängen, über Luxuskarossen und experimentelles Design bis hin zu Rennautos, u.a. einem Sieg-Boliden von Michael Schumacher – hier gibt es einfach alles, was das Herz begehrt, zumindest wenn man Automobilfan ist. Einzelne Modelle wurden exemplarisch von Kleingruppen der gesamten Gruppe vorgestellt, so dass man auch noch einigen bemerkenswerten Details Aufmerksamkeit geschenkt hat, an denen man sonst einfach vorbeigegangen wäre. Als Bonbon gab es eine Drehung (oder auch zwei oder drei) im Überschlagsimulator und einen Oldtimer, den man mit einer Kurbel starten musste, was ziemlich gut geklappt hat.
Auch beim Elektrizitätsmuseum wurden die NWT-Schülern fachlich herausgefordert. Neben den vielen historischen und modernen Ausstellungsstücken rund um das Thema Elektrizität konnten ein paar Schüler auch bei Experimenten mitwirken, wie z.B. bei einem simulierten Blitzeinschlag im Faraday’schen Käfig. Schön war auch das Bild der Schülerin, der die statisch aufgeladenen Haare buchstäblich zu Berge standen.
Auch wenn die Schüler nicht in Familien zu Gast sein konnten, gab es doch immer wieder Gelegenheit, Französisch zu sprechen und mit Franzosen in Kontakt zu kommen – in der Jugendherberge, auf dem Sportplatz, unterwegs in der Stadt und beim Einkaufen.
Nach vier Tagen in Mulhouse traten wir am Freitag die Heimreise an. Doch ein letztes Highlight stand noch auf dem Programm, ein Besuch der Haut Koenigsbourg. Von der weitläufigen Festung aus hat man einen unschlagbaren Blick auf die Vogesen und das Rheintal, durch das wir anschließend der Heimat entgegenfuhren. (Lk)