Es ist eine Nachricht, die verstummen lässt. Schüler*innen, Lehrer*innen, Instrumente. Klaus Lauer, der ein gutes Jahrzehnt Musiklehrer am Immanuel-Kant-Gymnasium war, ist verstorben. Mit ihm verliert die Schule nach Rafael Krol († 2015) innerhalb weniger Jahre einen weiteren leidenschaftlichen Musiker, dessen Wirken weit über die Vorgaben des Lehrplans hinausreichte, ja, der sie nicht selten ganz im Sinne des Jazz frei improvisierte.
Und auch der Weg Klaus Lauers in das Lehramt folgte keineswegs einer vorkomponierten Linie. Musik, das war für ihn das aktive Musizieren an Instrumenten, von denen er nicht wenige beherrschte und noch mehrere davon zu durchdringen versuchte. Klavier, E-Bass und Kontrabass bildeten jedoch sein ganz persönliches Trio, mit dem er allen seine vielfältigen Saiten zu zeigen vermochte. Einschränken ließ er sich dabei weder von Genres noch den mit ihnen verbundenen Institutionen. Klaus Lauer jammte in Bars, nahm jedoch auch im Orchestergraben des Bayreuther Festspielhauses Platz, wo er als Krankheitsvertretung dem Fliegenden Holländer in Richard Wagners gleichnamiger Oper prima vista zur Erlösung verhalf.
Seine Repertoirekenntnisse beeindruckten ferner über das eigene Spiel hinaus. Bachs Brandenburgische Konzerte waren ihm ebenso vertraut wie der New Orleans Jazz. Er balancierte zwischen Dixieland und Disneyland, Pub und Puccini, Mozart und Zarathustra, Fernost und West Side Story. Kurzum: Allem, was ihm gefiel.
Doch das Musikerleben, so ehrlich darf man auch in einem Nachruf sein, hat seine Schwierigkeiten. Der Wunsch nach Stabilität und nicht zuletzt der Möglichkeit, seine Leidenschaft mit einem größeren Publikum zu teilen, führte ihn an das Lehrerpult, dessen Herausforderungen denen von Orchesterdirigent*innen wohl in nichts nachstehen. Auch dort nahm das aktive Musizieren stets eine zentrale Rolle ein. Unvergessen bleibt seine Rhythmus-Übung zum Klassiker „Hit the Road, Jack“, bei der die Schüler*innen in einer ausgeklügelten Choreografie auf ihrer Brust trommeln mussten. Innerhalb weniger Tage nach den Sommerferien beherrschte sie der halbe Pausenhof, eben alle Klassen, die er in Musik unterrichtete.
Prägend für den Eindruck, den viele Kolleg*innen und Eltern von ihm hatten, war jedoch auch seine Arbeit mit verschiedensten Ensembles, deren Aufführungen zu zahlreichen Anlässen des Schulalltags den musikalischen Rahmen bildeten. Allen voran die Big Band, deren Leitung er von Walter Stecher nach dessen Pensionierung 2012 übernommen hatte. Ein anspruchsvolles Erbe, dem er sich mit Respekt, aber auch Mut zur Veränderung stellte. Wer Klaus Lauer vor seinen Musiker*innen erlebte, sah einen Mann, der stets zwischen den zurecht hohen Ansprüchen eines versierten Instrumentalisten und den Prinzipien eines Pädagogen jonglierte. Der Spaß stand im Vordergrund, Schüler*innen jeden Alters und instrumentalen Lernstandes fanden bei ihm einen Ort, um gemeinsam zu spielen. Und wenn inmitten der Tatort-Titelmelodie ein schriller Trompetenton fernab jeglicher Harmonie die Aula erschütterte, konnte man weder ihm noch dessen Urheber*in wirklich böse sein. Auch das gelegentliche Einrufen von für Außenstehende kryptischen Anweisungen, gepaart mit ausladenden Gesten, minderte nicht die Freuden, welche die Auftritte bei allen Anwesenden auslösten.
Umso schmerzhafter hallt nun die Nachricht seines Todes durch die Stille. Wenngleich Klaus Lauer das IKG bereits 2020 aus persönlichen Gründen verlassen hatte, war er in unserer aller Köpfe und Ohren bis zuletzt präsent. Mögen wir bei den unzähligen Melodien und Titeln, die wir unweigerlich mit ihm verbinden, auch in Zukunft an Klaus Lauer denken.
Felix Bürkle
Ehemaliger Pianist der Big Band, Abitur 2013