Es ist ein kalter Novembertag und frierend hören wir dem Referenten zu, der uns über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau führt. Wir alle sind dick angezogen und tragen warme Jacken und Schals, manche sogar Mützen und Handschuhe. Fast schämt man sich jedoch dafür, an diesem Ort nichtsdestotrotz zu frieren, wenn man erfährt, wie es den Gefangenen in diesem Lager ergangen ist.Gebannt und sprachlos hören wir dem Referenten zu, der uns über die Geschichte des KZ berichtet. 12 Jahre lang – von 1933 bis 1945 – existierte dieses Lager und in dieser Zeit waren insgesamt 200.000 Menschen hier inhaftiert gewesen. Ein Viertel von ihnen kam im Lager um.
In den Anfangsjahren waren die Häftlinge hauptsächlich aus politischen Gründen inhaftiert worden. Politische Gegner des Reiches sollten bewusst ausgeschaltet werden, um das nationalsozialistische diktatorische Regime ungehindert ausbauen zu können und die Bevölkerung vom Widerstand abzuschrecken. Im Laufe der Jahre wurden dann aus den Inhaftierungen einzelner Personen Inhaftierungen ganzer Bevölkerungsgruppen, zu denen beispielsweise die Homosexuellen oder die sogenannten „Asozialen“ gehörten, eine Bezeichnung, zu der prinzipiell jeder Bürger gezählt werden konnte.
Was die Menschen in Dachau erleben mussten, kann man sich gar nicht vorstellen. Schlicht und ergreifend wurden sie Opfer des willkürlichen und grausamen Terrors der NSDAP. Auf engstem Raum lebten sie zusammen und wurden oftmals Opfer von Krankheiten, die sich hier ungehindert ausbreiten konnten. Stundenlang mussten die Häftlinge in Steinbrüchen oder Kiesgruben harte Arbeit verrichten, die sie körperlich völlig zerstörte. Und schon der tägliche Appell war eine Grausamkeit in sich, die der reinen Quälerei der Gefangenen diente. Egal ob Regen, Schnee oder Eiseskälte – die Häftlinge hatten stundenlag regungslos auf dem Appellplatz zu stehen, bis alle Insassen durchgezählt waren. Ihre Kleidung bestand nur aus einer dünnen Leinenjacke, einer Leinenhose und Holzpantoffeln, völlig unabhängig von den Jahreszeiten. Manche Häftlinge brachen beim Appell einfach zusammen und standen nie wieder auf.
Am Ende des Tages sind wir froh, wieder in den warmen Bus zurückkehren zu können. Der Besuch im KZ war sehr bedrückend und hat viele nachdenklich gestimmt. Letztendlich bleibt uns nur zu hoffen, dass sich eine solche Grausamkeit nie wieder ereignen wird und die Mahnung auch für nachfolgende Generationen weiter besteht.
Helena Feldhege